KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER
Lieber Freund!
Die Briefe vom 9. v. Ms. und 7. d. Ms. habe ich erhalten. In diesem angenehmen, schönen Frühjahr habe ich mich so ziemlich auf das Vegetieren verlegt. Ich laß die Welt ruhig herumtanzen und schaue behaglich drein. Ich habe jetzt auch um einen fünfwöchentlichen Urlaub angesucht, den ich bald zu erhalten hoffe. Anfangs nächsten Monat würde ich, wie ihr Bauern mit Weib und Kind auf die Berge ziehen, wenn der Urlaub bis dahin kommt. Zunächst ziehe ich nach Warth mit Weib und den zwei größern Kindern. Isabella und die zwei kleinern gehen ins Montafon. Ich habe die Absicht, sofort den Bregenzerwald und das untere Vorarlberg zu durchstreifen. Wenn Du mich begleitest, ist es mir sehr recht und hoffe, daß wir dann idyllische Tage verleben können. Während ich dann herumscharwänze, wird wohl ein Loch in unsere Bürokratenstube gerissen werden, da die politische Organisierung bereits angemeldet ist. - Thurnher schrieb mir bereits von Bruneck, wo ihm gut geht. Die Gemeinden des Walsertals haben ihn bereits zum Ehrenbürger ernannt, damit er statt des Rinderer in den Landtag gewählt werden kann. Er meint, ich sollte suchen, mit ihm hineinzukommen, wir würden jetzt schon die Liberalen schlagen. Seine Übersetzung ist ein interessantes Stück vorarlberg'scher Geschichte. Es bedurfte einer persönlichen Unterredung des Statthalters Lasser mit Thurnher, um ihn zu bewegen, den Fabrikanten die Scheinkonzession zu machen, daß er geht. Er wurde auf Staatskosten zur Beredung vorgeladen, und der Statthalter sagte ihm dann Dinge, die seine Übersiedlung zu einer erfreulichen machten. Die liberalen Denunzianten unsers Landes haben richtig noch mehr Beamte auf die Proskriptionsliste gesetzt gehabt, wurden aber gestrichen. Das Weitere mündlich, bitte aber schon über dieses zu schweigen. Giskra hat den Verweis, den mir Toggenburg gab, zurückgenommen, und mich anständig vorbeschieden, sogar noch ein Kompliment gemacht. -
Vonbank wünscht eine Unterredung, zu der es während des Urlaubs wohl kommen wird. Diesen Mann achte ich seines edlen Charakters wegen sehr hoch. Seine Verteidigungsrede im Prozeß gegen die Rankweiler ist etwas, was ich in Vorarlberg gar nicht gesucht hätte. Du hast ihm sehr viel zu verdanken. Er hat gleich bei Beginn seiner Redaktion eine Masse [?] Anklagen gegen Dich nicht veröffentlicht. - Sage meinen Leuten, daß ich alle bald besuchen werde, und gelegentlich dem Jakob, daß ich die 100 Fl. wahrscheinlich bringen werde. Mit Gruß und Handschlag Dein Freund
K. Moosbrugger Freundlicher Gruß von Thurnher.