VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
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4. Dezember 1866

Lieber Freund!

Obwohl ich noch nicht bestimmt weiß ob ich Dir das bewuß­te Exemplar der Vorarlberger Zeitung heute übersenden kann so will ich wenigstens das Versprechen eines Schreibens heute lösen.

Was unsere Angelegenheit betrifft so muß ich Dir bemerken was die Meinung solcher ist, die die Broschüre über Gleich­berechtigung gelesen, aber keine weiteren Kenntniße als die Anschauung des praktischen Lebens sich erworben haben. Schöne Ideen aber nicht ausführbar. Das Volk kann sich auf keine so hohe Stufe erheben um von den höheren Ständen nicht ausgenützt zu werden. -

So eben bin ich in meinem Schreiben unterbrochen worden durch einen Besuch des Christian Moosbrugger; er hat sich den Plan gemacht nach Amerika zu gehen, und will sich den­selben nicht nehmen lassen. Ich habe ihm das Anerbiethen gemacht als Freund bei mir in meinem Hause 10 Tage zu ver­weilen sich die Sache noch zu überdenken, und wenn es ihm bei mir gefalle wolle ich ihm einstweilen, bis er sich aus wirk­lich freien Stücken etwa eine andere Laufbahn gewählt für angemessene Beschäftigung sorgen sonst aber könne er sei­nen Plan immer noch ausführen. Ich bin wirklich im wahren Sinne des Wortes sein Freund u. wenn ich mit eigenen Opfern für ihn etwas thun könnte, so würde ich es thun. Vor der Hand hat er mein Anerbiethen rund weg abgeschlagen auf mein Zureden noch die Entscheidung bis heute Abend ange­nommen oder vorbehalten. -

In Bezug Deiner Mittheilung den Redakteur der Feldkircher Zeitung zur Gründung eines geeigneten Blattes zu gewinnen wäre ich einverstanden. Jedoch ist mir nicht klar wie ein Pro­vinzialblatt mit einem Besoldeten Redakteur finanziell beste­hen könnte u. zweitens würde es die geistliche Partei nie ver­gessen können, daß er früher Redakteur der Feldkircher Zei­tung gewesen. Dieß sind jedoch Gedanken eines Laien. Hät­test Du nicht die Güte mir Dein Gedicht über Kathrina Tag in Au zu übersenden. Die Zeit drängt lebe wohl auf Wieder­sehen

Dein Freund Josef Feuerstein

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