VON FELIX FLÜGEL AUS LEIPZIG

lfndenr: 
338
15. Mai 1867

Werthester Herr Felder,

Gestern Abend theilte uns Freund Hildebrand im Germani­sten-Club, von dem Sie wol schon gehört haben, dem aber leider der Vielgeplagte gerade gestern nur auf ganz kurze Zeit seine Gegenwart schenken konnte, mit, welches herbe Schicksal Sie wenigstens vorübergehend aus dem Heimatsorte vertrieben hat; zugleich, daß Ihr Geburtstag in wenigen Tagen sei. Nach Hildebrands baldigem Fortgang beschlossen wir Übrigen Ihnen ein Zeichen unserer Theilnahme zu senden; es war zu spät, wie wir erst wollten, dies gemeinsam zu thun, jedem mußte die Einzelausführung überlassen bleiben. So komme auch ich, um Ihnen aus wärmstem Herzen Glück zu wünschen nicht nur zu Ihrem Geburstage und zu dem, was Sie auf der noch so kurzen Lebensreise schon Bedeutendes geleistet haben, sondern Glück besonders auch für die Zukunft, Kraft den begonnenen Kampf siegreich bestehen zu können ­in Etwas erhöht sich doch vielleicht Ihre Stimmung und Ihr hartgeprüfter Muth, wenn Sie des Antheils gedenken, den ein Häuflein (wenn auch nie gesehener) Freunde an Ihrem edlen Herzen haben, - wir Alle empfinden mit Ihnen und Ihrer guten Frau und nehmen Ihnen so vielleicht ein Bruchtheil­chen Ihres Leides ab.

Seien auch Sie tausendmal gegrüßt und erfreuen Sie uns bald in unserem Verein, der sich alle Dienstag Abend an dem End­punkte der Bahnen * versammelt, welche Sie hoffentlich bald nach Leipzig führen werden. Mit aufrichtiger Hochachtung Ihr ergebner

Felix Flügel.

* auf dem Bairischen Bahnhof

Keine