AN JOHANN JOSEF FELDER [IN BORDEAUX] [FRAGMENT]

lfndenr: 
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16. April 1861

[...] Wer an einem Orte, in einer Gesellschaft mit seinen Ansichten allein ist, mit dem ist es traurig bestellt; denn wer sich seinen Vorstellungen überläßt, wird nur zu leicht ein Schwärmer, das habe ich und du nur zu gut erfahren! [...]

[18. April]

[...] Ich habe oft an dich gedacht. Oft, wenn ich die Stellen betrat, wo wir einst so froh unsere schönen, stolzen Pläne für die Zukunft machten. O, ich hoffte stets, daß sie wieder­kehren würden, diese schönen Stunden. Und nun ... So willst du denn nimmer heimkehren ins teure Heimatland, nimmer aufgehen sehen die Sonne über dem Schauplatz deiner ersten und schönsten Jahre, nimmer fühlen und erwidern der treuen Freundschaft warmen Händedruck? Unter fremden Menschen willst du umherirren! O, es ist so schön daheim! [...] Was hatten edlere Menschen im Leben nicht alles zu tragen und zu dulden und sie haben es getragen und sind Männer geblieben. Aber die schönsten Arbeiten der Besten sind schlecht belohnt worden. Aber ein Schweiß, eine Sorge wird stets belohnt, - o, du kennst nicht das süße Gefühl, für eine Gattin, für eine geliebte Familie zu leben! Wenige Bilder einer heiteren Vergangenheit haben dir hinausfolgen können in die weite fremde Welt, du warst selbst so wie ich in der Heimat ein Fremdling. Aber mit mir ist es doch nicht mehr so wie früher, ich habe meine Denkungsart gebildet (erlaube dem Offenherzigen dieses etwas anmaßende Wort), nicht ver­ändert. Ich bin glücklich geworden durch die Liebe, durch die Musen, durch das mich in die Leute Fügen. Ich suche mir selbst das zu werden, was andere Leute mir nicht sein können und sein wollen. Und du, mein Freund, irrst umher in der Welt, ach, o kehre heim zu deinem Freunde, zu deiner Schwester ins gemütliche Deutschland. [...]

Keine