VON KARL PRÖLL AUS GRAZ

lfndenr: 
397
29. Juli 1867

Gartenlaube für Österreich.                         

Hochgeehrter Herr!

Ihren so freundlichen Brief heute erhalten. Werde das Mög­lichste thuen, um dem Blatte einen gediegenen Inhalt u. eine echt freiheitliche Richtung zu geben. Denn so sehr ich Deut­scher vom ganzen Herzen bin, so ist doch mein oberster Grundsatz: Zuerst die Freiheit u. dann die Nationalität u. ich kann mich nur mit jenen nationeilen Bestrebungen befreun­den, die zugleich der staatlichen, religiösen u. socialen Befreiung dienen. Ich glaube in diesen Ansichten berühre ich mich nun mit Ihnen u. ich liebe die deutsche[n] Nationen nur deshalb so innig: nicht weil ich zufällig das Kind einer deutschen Mutter bin, sondern weil ich hier die meisten Ele­mente einer echten Culturfreiheit finde, die sich auch trotz einzelner Verirrungen von Parteien u. Parlamenten, die wohl­erworbene Rechte opferten, siegreich Bahn brechen werden u. müssen. Dann werde ich mit Stolz Deutscher sein, weil ich es nicht aus Chauvinismus, sondern aus Liebe zum Fort­schritte bin. Wenn ich je daran zweifeln müsste, wäre ich lie­ber in Inner-Afrika geboren.

Gütige Einsendungen nehmen wir mit Freuden entgegen. Bie­ten können wir freilich bei unserem jungen Unternehmen wenig. Wir bieten, was wir [Vämburg], Thaler, Glaser etc. boten, d. i. für unsern Druckbogen (der übrigens nur 900 Zeil., während er bei allen gross. Blättern zu 2000 Zeil. gilt) 32 fl, zahlbar am Ende d. Semesters d. i. 31. Decem[ber]. Indem ich hoffe, dass Hochdieseiben Ihre bedeutende Kraft dem Unternehmen oft widmen werden, mich auch gerne zu grösseren Besprechungen Ihrer Publikationen, auch Voranzei­gen beabsichtigt. Publikat. (im Tagebuch Cultur) bereit erkläre, zeichne ich mich achtungsvollst Ihr ergebenster

K. Pröll

Keine