VON KARL PRÖLL AUS GRAZ

lfndenr: 
492
1. März 1868

Oesterreichische Gartenlaube                    

Herr u. Freund!

Endlich ist es meinem Drängen bei Nordmann gelungen, Ihre Einsendung in Druck zu bringen u. zwar an begünstigter Stelle im Feuilleton. Freilich ist das eine späte Genugthuung, denn wir haben dieselbe um mehr als 3 Wochen später, als es sonst möglich gewesen wäre; aber doch besser noch so, als wenn das Manuskript verloren gegangen wäre, wie ich fast befürchtete. Nun bei uns hätte es nach der technischen Einrichtung höchstens um 8 Tage früher kommen können. Dennoch werde ich künftig vorsichtiger in der Wahl der Organe sein u. lieber die hiesige Tagespost, die auch 7000 Ab. hat, wo ich direkteren Einfluss besitze u. von wo es doch in die Wien. Blatt, dann übergeht, benutzen. Man sieht wie lax oft die liberalsten Blätter sind u. wie rücksichtslos gegen Neulinge, die wir beide mehr o. weniger sind. Bei der Tagespost bewirke ich, daß aus Ihrem Artikel Auszüge prägnanter Stellen gebracht werden.

Haben Sie irgend eine Klage in letzter Zeit, so bitte ich, mir dieselbe in kurzer Notiz gefaßt (nicht über eine Spalte) zu übermitteln; ich bringe dieselbe auf die erwähnte Art in die Tagespost. An mir u. meinen Eifer für Sie edlen, treuen, hochbegabten Mann, für Sie kühnen Wahrheitsgeiger, der in dem elenden Neste mehr morali­schen Muth entwickeln muss, als alle liberalen Redaktionen in der ärgsten Reakt. Zeit es nothwendig hatten sollen Sie nicht zweifeln u. ich hoffe, daß Sie meinem Worte glauben daß ich diesmal vollkommen unschuldig bin.

Notizen zu einer kurzen, mehr bibliografischen Skizze mit den wichtigsten Lebens-Umständen u. den Schlagworten besserer Kriti­ken über Ihre Leist. bitte ich bald zu senden. Sie sehen aus d. Umstände wieder, daß man Sie gerade wie unser Organ, das auch längst in Norddeutsch, u. Südd. sich Anerkennung errungen, in Oesterreich am wenigsten kennt u. schäzt. Dem muss abgeholfen werden u. zwar bald. Ich bitte mir deshalb entgegenzukommen. Nochmals Gruss u. Handschlag von

Ihren treugesinnten Karl Pröll

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