VON JOSEF FEUERSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
700
6. April 1869

Lieber Freund!

Juhei! freigesprochen! so möchte ich dir heute, nach dem ich deinen Brief gelesen auch jubelnd zurufen, denn ich habe offen gesagt doch große Besorgniß für dich gehabt, obwohl ich eigentlich persönlich deinen Zustand nichtfür gefährlich ansah so machte mir doch das Reden der Leute bange. Dein Brief ist eben noch rechtzeitig angekommen, sonst hätte ich an  Schwager Moosbrugger  nach   Bludenz  einen  etwas scharf gefärbten Brief geschrieben, so, daß er jedenfalls wahrscheinlich schnell heruntergekommen wäre. Ich bin mit deinem Entschluß vollkommen einverstanden, u. hoffe daß deine Besserung recht schnell vor sich gehe, u. du mich wieder recht bald besuchen werdest. Inzwischen freut es mich wenn du mirfleißigeinige Worte dicktirst. Ich sehe durch dieselben dein ganzes Befinden deutlich vor mir oder ich fühle es; ich glaube ich könnte dir zimmlich genau sagen wievielmal der Puls pr Minute während des Diktirens geschlagen. Die Fliegenden Blätter kann ich dir erst bis in ein par Tagen schicken, da sie noch beim Doktor in Egg sind. Vor der Hand sende ich dir hier die Leuchtkugeln. Du wirst dich nicht ärgern über den hie u. da etwas bedenklichen Inhalt, u. das Mägdle soll dieselben halt beileibe nicht lesen. Also gute Besserung u. viele Grüße von der Margreth, Karl und Deinem Freund Josef Feuerstein Felder von Alberschwende war heute hier und erzählte die inperti­nenten Witze u. Grobheiten, die er bei dir gemacht er meinte aber du habest alles als pure Freundschaft sehr wohlgefällig aufgenom­men, als ihr kennt euch noch nicht! er ist übrigens dir doch ungemein anhänglich und wollte morgen zum Dr. Waibel um ihm dein  Befinden  mitzutheilen,  ich werde ihm aber heute noch schreiben.

Keine