VON GEORG FEURSTEIN AUS BEZAU

lfndenr: 
237
13. Oktober 1866

Lieber Freund!

Du wirst böse sein über mich, weil ich mein Versprechen so lange nicht gehalten. Du kennst mich zwar noch zu wenig, als daß Du sagen könntest, es sei mein Flegma Schuld daran; daher will ich Dirs freimüthig eingestehen, daß es so ist. Hier übersende ich Dir nun mein hochadeliches Coterfai; zum Glück sind die Züge desselben etwas besser ausgefallen, als sie in der Wirklichkeit sind, nämlich nicht gar so dumm. ­Übrigens ist es doch schade, daß Du nicht ein Besitzer einer größeren Migagerie bist; denn das wäre ein Prachtexemplar und würde großes Aufsehen erregen in Schoppernau. Wie lebst Du immer, lieber Freund, steht Dein Häuschen noch hart am „Brunnobächle"?, was macht Deine liebe Frau nebst Bekannten? Grüße mir dieselben recht schön, leider weiß ich schon nicht mehr wie sie heißen, daran kannst Du mein schwaches Gedächtniß Beurtheilen.

Mir geht es, was mich selber anbelangt, gut, was aber meinen Vater betrifft, so verschlimmert sich seine Krankheit täglich mehr u. wahrscheinlich wird er, wie die ganze Natur bald einen längern Schlaf schlafen, nämlich den langen langen Todesschlaf. -

Neuigkeiten kann ich Dir nicht viele oder eigentlich gar keine schreiben. Der Herr Vorsteher von hier läßt Dich freundlichst grüßen nebst dem Herrn Lithografen.

Nun bitte ich Dich mir recht bald einen langen Brief zu schreiben u. den Empfang meiner Larve zu bestätigen; denn es wäre höchst schade, wenn dieselbe verloren gienge.

Mit Gruß

Dein Freund

Georg Feurstein

Keine