VON ALBERT l LG AUS WIEN
Euer Wolgeboren!
Möchten E.W. doch nicht zürnen, wenn abermals von mir ein schreiben Ire zeit und aufmerksamkeit in anspruch nimmt, möchten Sie des absenders nur nicht als eines unabläßig zudringlichen gedenken, denn gerade dießbezüglich mich zu rechtfertigen, wage ich noch einmal die feder zur hand zu nemen. Ich fürchte höchlich, auf eine mir annoch rätselhalfte weise, E.W. durch mein letztes schreiben, das auf Ire freundliche einladung hin entstanden, beleidigt zu haben, es muß in demselben etwas mir verborgnes enthalten sein, das gewiß ganz wider meinen willen ein mißverständnis oder dgl. veranlaßte, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß jene ungeheuchelten worte auf eine andre art mir die freude u. ere Irer correspondenz entzogen hätten. Die ermunterung von Irer seite war eine so liebenswürdige, der sich unmittelbar darauf darbietende gegenstand, die Sonderlinge, so bedeutend, daß ich allerdings diese einladung vielleicht in zu ausgedentem maße benützte, - aber wenn auch! ich kann mir doch durchaus nicht einbilden, daß dieses, verursacht durch die warhaftig echte freude meines herzens, - beleidigen könne. Hätten E.W. meine engbeschriebenen seilen gar nicht berücksichtigt, es wäre inen nichts unverdientes widerfaren, aber ein paar worte hätte ich doch gerne als antwort empfangen. Sollte aber trotzdem in warheit etwas sich eingeschlichen haben, was meine befürchtung erfüllt, so bitte ich nur, daß mir E.W. doch anzeigten, ob ich so unglücklich gewesen oder ob ein anderweitiger umstand an allem Ursache sei.
Denn möglicherweise tragen äußere verhältniße die schuld. Ich sendete das schreiben im Juli ab, nach Schoppernau, und erfur erst später, daß E.W. um diese zeit sich in Leipzig befanden, so erzälte mir herr ritter von Bergmann. Ist dem nun also, so bitte ich es mir zu schreiben, wäre jenes die veranlaßung, so würde ich E.W. nach dieser Verständigung nicht wieder belästigen, versichere aber im vorhinein, daß ich einen derartigen zufall, - denn nichts andres könnte es sein! - aufs tiefste beklage. Ich zeichne hochachtungsvoll
Albert llg.