KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER

lfndenr: 
297
14. Februar 1867

Lieber Freund!

Auf Dein Wertes vom 11. d. Ms. sitze ich, wie Du merkst, am Schreibtisch. Ich fasse mich kurz, da ich Dich so bald erwarten kann.

Stettner hat mir auch geschrieben, und zwar versprach er schon unter achtem baldigste Versendung der Klarstellung. Doch ist bis heute noch nichts hieher gelangt. Das ist schon wohl lang, und es scheint die ganze Sache überhaupt zum Verschlepptwerden berufen zu sein. Nun, das muß man hinnehmen, wenn nur bis Samstag die Abgeordneten, die ich dem Stettner bekanntgab, die Broschüren haben. Die Rech­nung der ersten wirst Du mitbringen. Ich freue mich sehr auf Deine Ankunft, und wir werden Vieles zu besprechen haben, doch sollen die Stiefel nicht allein den Ausschlag geben. Jetzt ist eine ungesunde Jahreszeit, und ich muß Dich nochmals ersuchen, auch bei diesem Ausflug, wie erwünscht er mir ist, im Interesse einer hohen Sache, alle Faktoren zu berücksichtigen. Freilich ist auch Mut der beste Glückmacher und hält manche Übel ab, die Verzagtheit dem physischen Befinden schlagen kann. -

Über die Erfolge in Leipzig freue ich mich mit Dir und es wäre herrlich, wenn selbst Hildebrand dem Lassalleanismus gewonnen würde. Bei den jetzigen, d. h. eben gewesenen Wahlen zum Parlament wird übrigens wohl mancher Gelehrte seine Studien über Lassalle ergänzt haben. Seine Sache scheint nach dem Sozialdemokrat einen großen Aufschwung ge­nommen zu haben und nach der Norddeutschen Allgemei­nen, die wir jetzt hier auch haben, ist Bismarck hierüber erfreut. Ich begreife es, wie auch, daß in dem gut preußisch gesinnten Leipzig die demokratische Strömung die Obhand gewinnt und Hildebrand hievon berührt wird, was ihn auch gegen Dich wärmer machen kann. Diese Strömung wird noch ganz andere Leute mit sich reißen. Überraschend ist nur, daß die Sache so schnell geht. Wenn Du am Sonntag hieher­kommst, kannst Du schon den Ausfall der Parlamentswahlen erfahren, wie ich glaube. Daß Dich der heilige Geist ver­lasse, fürchte ich nicht, er wird Dir vielmehr immer ge­wogener werden, wann Du auf der betretenen Bahn aus­harrst. Die Predigten der Geistlichen werden und sollen nur zur Stählung Deines Charakters beitragen. Ich werde wohl auch ihren Pfeilen verfallen und habe für diesen Fall auf eine ihnen gefährliche Gegenwaffe gedacht. Ich will nämlich den Ruf und die Klarstellung an die in dieser genannten schrift­stellerischen Katholiken /: Döllinger, Ketteier, Moufang, hist.-pol. Blätter :/ schicken und ihr Urteil erbeten, welches ich mir als ganz vernünftig vorstelle. Doch das gehört als Parteisache zu unserer Besprechung. Die Gespräche solltest Du je eher zum Druck befördern, sie können und werden uns sehr förderlich sein. Stettner hat mir auch versprochen, zur Verbreitung unserer Sachen durch Annoncen etc. mög­lichst beizutragen. Bring den Natter mit. Mit Gruß und Handschlag Dich erwartend Dein Freund

K. Moosbrugger

Keine