KASPAR MOOSBRUGGER AN FRANZ MICHAEL FELDER
Lieber Freund!
Heute ist der 1. und noch ist von Lindau nichts gekommen. Der Spießbürger Stettner wird die Schriften jemandem zur Beurteilung gegeben und Anstände gefunden haben. Die Sache muß aber vorwärts gehen, es ist höchste Zeit. In Prag wird ein neues System ausgeschmiedet, das keine Kopie von unserem ist. Ich halte dafür, daß wir uns hören lassen müssen, denn es wäre gar zu traurig, wenn in dem weiten, großen Österreich gar niemand vor der Katastrophe gewarnt und den Weg der Hilfe gezeigt hätte. Ich meine, es wäre das Beste, wenn Du selbst nach Lindau gingest und dort oder in St. Gallen die Sache zum Abschluß brächtest. Die Reisekosten sind natürlich unsere Kosten. Derlei Dinge müssen zur rechten Zeit vortreten, sonst sind sie totgeboren. Also vorwärts! - Ich will Dir die Namen der Landtagsabgeordneten hersetzen, damit [Du] sie gleich angeben kannst. Die Korrektur kannst Du auch gleich an Ort und Stelle vornehmen, denn Du sollst nicht weichen, bis der Satz zusammengestellt ist.
[Folgen Namen der Landtagsabgeordneten:]
Stemmer, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Schruns
Wächter, Alt-Vorsteher und Landtagsabgeordneter
int Dalaas
Dr. Bickel, Advokat und Landtagsabgeordneter in Bludenz Bertel, Handelsmann und Landtagsabgeordneter
in Thüringen
Ganahl Karl, Fabrikant und Landtagsabgeordneter in Feldkirch Wohlwend, Privatier und Landtagsabgeordneter in Feldkirch Amberg, Bischof in Feldkirch
Spieler, Postmeister und Landtagsabgeordneter in Hohenems Ender, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Koblach
Rhomberg Wilhelm, Landtagsabgeordneter in Dornbirn Schneider, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Höchst Schwärzler, Fabrikant und Landtagsabgeordneter
in Schwarzach
Seyffertitz, Privatier und Landtagsabgeordneter in Bregenz Froschauer, Landeshauptmann in Bregenz Feurstein, Alt-Vorsteher und Landtagsabgeordneter
in Schwarzenberg
Egender, Privatier und Landtagsabgeordneter in Bezau Schädler, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Sulzberg Bertschier, Vorsteher und Landtagsabgeordneter in Altenstadt
Der Adjunkt Riedel hat resigniert, und es wird nun hier neugewählt. Einer fällt mir nicht ein. -
Die Diarrhöe hat sich in der Au noch verloren, und bis ich heim kam, d. i. letzten Samstag abends, war ich wieder gut beim Zeug. -
Der Feurstein in Bezau kommt mir vor wie jener reiche lüngling, der zu den Worten Anlaß gab: Wahrlich, leichter schlieft ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher das Himmelreich an sich zieht. Ich halte ihn durchaus nicht für gewonnen. Die Annehmlichkeiten und Vorzüge des Besitzes haben bereits seiner Seele Merkmale angeklebt, die Du wohl nicht auslöschen kannst. Mit tausend freundlichen Grüßen Dein Freund
K. Moosbrugger
Diesen Brief kannst dem Feurstein zeigen.