AN JOHANN JOSEF FELDER IN BAAR/SCHWEIZ
Theurer Freund
Ich finde mich veranlaßt Dir zu schreiben und in der Eile einen Verweis über Dein langes Ausbleiben zu geben. Ich habe mir vorgenommen, Dir
Alle Welt wartet mit Verlangen auf Dich, auch sollst Du dem Nagler eine neusilberne, u. dem Joh Josef Mosbrugger a messene Uhr Sakuhr mitbringen, alle Deine bekanten lassen Dich grüssen u erwarten Deine baldige Ankunft vorzüglich aber Dein
Ewig
treuer Freund ich habe schreiben
gelernt Franz Michel Felder lerne Du auch lesen!
meinen Vorsatz wirst Du verstanden haben bei Deiner Abwesenheit hat sich sehr vieles zugetragen das ich dem Papir nicht anvertrauen darf. Der erste u letzte meiner Wünsche ist daher Deine baldige Ankunft. Die Heuernte das Wichtigste was in diesem Monath die arbeitende Menschheit beschäftiget ist vorbei u ich wüßte keine geeignetere Zeit einen Ausflug in unser Thal zu machen, jetzt, wo Berg und Thal in üppigem Grün steht u wo man nicht Morgen und Abends die Zeit im Kühstall todtschlagen muß was Du im übrigen von mir zu erwarten hast habe ich Dir bereits geschrieben. Wenn Du als Uhrenrichter auftretten willst, wirst Du Arbeit genug finden, Dir das Reisgeld zu verdienen
Wer dieses Lebens Unverstand
Mit Wehmuth will geniesen
Gehe nur nach Schoppernau
U trample mit den füssen
beiliegender [Katerschmus] hoffe ich werde Dir gefallen lebe wohl! schreibe oder komme bald.