AN HERMANN SANDER IN FELDKIRCH

lfndenr: 
426
30. Oktober 1867

Verehrter Herr Sander!

Ich hoffte, Sie bald einmal in Ihrem lieben Feldkirch zu trof­fen. Leider war das nicht möglich. Nun, da ich auch Ihren Besuch nicht mehr erwarten darf, erlaube ich mir, Sie um recht baldige Rücksendung der Hildebrandischen Schrift über Sprachunterricht und meines Grenzbothen Artikels „zwei Geburtstage" zu bitten. Ich hoffte, Ihr Urtheil über die Erstere vielleicht in der Feldkircher Zeitung zu finden.

Die Wahlen sind hier vorübr und die „Neuen" waren den „Alten" überlegen. Nur im 3ten Wahlkörper hätten die Letzte­ren ohne einen bösen Zufall glänzend gesiegt. Ein beurlaubter Kaiserjäger, der im Verdacht steht, ein vor drei Wochen an der Kirche angeschlagenes Schimpfgedicht auf mich, „den Limmel" verfaßt zu haben schrieb die Wahlzettel für die guten Alten, war aber dabei so unglücklich nur kurzweg die Nahmen der edeln von Pfarrers Gnaden zu nennen. Nun aber sind hier nur wenige Tauf und noch weniger Fam­miliennahmen, so daß, wenn zum Beispiel ein Johann Josef Felder kam, nicht mit Bestimmtheit zu sagen war, wer damit gemeint sei, so da.ß die Wahlkommission solche Nahmen gar nicht zählen zu dürfen glaubte.

Unter den jetzigen Verhaltnissen macht die Sache hier großen Lärm und haben die Alten schon Schritte gethan um die Wahl zu stürzen. Schoppernau, sonst eine Mustergemeinde, ist zu einer Hölle des Unfriedens geworden. Jedermann weißt seit wann und warum? Auch Sie wissen es und ich habe nicht nötig noch mehr davon zu sagen.

Hat unser Landsmann, Herr Kunz noch nie geschrieben? Ich traf ihn in Leipzig und bedauerte nur, nicht noch länger bei ihm bleiben zu können.

Mit herzlichem Gruß auch an die Herren Nachbaur, Amman, Ganahl, Leoni u A hochachtungsvoll Ihr ergebenster

Franz M Felder Nachschrift 31 Oktober

Ich bitte, das beiliegende in der F. Z. abdrucken zu lassen und 1 Ex an Herrn Dr Hildebrand, an Herrn Jochum Wirth in Schröcken zu besorgen.

Keine