FRANZ MICHAEL FELDER AN KASPAR MOOSBRUGGER
Lieber Freund!
Ich habe Feurstein meine Gespräche vorgelegt und er verspricht, sie zu drucken, sobald ich mit Feilen fertig sein werde. Über die zu gründende Zeitung haben wir viel hin und hergeredet. In der Hauptsache sind wir eins, und wir bemuhen uns im schönsten Frieden einen Plan aufzustellen, der unsern und allen Verhältnissen und Meinungen gerecht zu werden sucht. Meine Ansicht hab ich Dir vorgestern mitgeteilt, trotzdem wäre mir Feursteins Vorschlag, die Volksstimme nicht streng regelmäßig oder nur monatlich erscheinen zu lassen, sehr lieb und meinen Verhältnissen angemessen. Wir warten mit dem Entschluß, bis er durch eine gemeinsame Verhandlung herausgeschält wird aus allen Verhältnissen, Furchten, Bedauern etc. Jedenfalls wird Feurstein bei uns stehen. Hildebrand hat mir gestern geschrieben, d. h. ich las gestern seinen Brief, und zwar sehr begierig, denn ich hätte fasl gefürchtet, daß mir nicht gelinge, was der letzte Brief von mir wollte.-Sieg!
Hildebrand rückt mir immer rascher näher. Er sieht, daß wir noch viel und wichtigeres verhandeln werden. Der Briefwechsel mit mir sei ihm unentbehrlich geworden und er bitte mich, oft zu schreiben.
Auch Hirzel hat geschrieben und mir die baldige Drucklegung der Sonderlinge höflich zugesagt. Das Honorar ist klein. Hildebrand sagt: Hirzel pflege sich für den schlimmsten Fall zu decken, aber nobel nachzuzahlen. Auch sei sein Verlag mir viel mehr wert als Geld. Hirzel verspricht 200 Taler = 361 Fl. für die erste Auflage.
Noch eins: was sagst Du zu meiner Charakteristik der Vorarlberger Parteien? Du hast die Stelle angestrichen und nichts gesagt.
Gestern war ich bei Babel in Mellau und habe die guten Leutchen mit eigenen Gedanken verlassen. Einstweilen wünschen sie Dir Glück zum Neuen Jahr, nächstens werden sie Dir selbst schreiben und Dich bitten, ihnen wieder Götte zu sein.
Lebe wohl mit Brudergruß und Handschlag Dein Freund
Felder
Feurstein läßt Dich, Margreth Deine Frau grüßen!