FRANZ MICHAEL FELDER AN KASPAR MOOSBRUGGER

lfndenr: 
395
22. Juli 1867

Lieber Freund!

Hildebrand ist nun da und hält eben Mittagsruhe. Er scheint mir sehr angegriffen, und ich glaub ihm gerne, daß er sich in der letzten Zeit sehr überarbeitet habe. Er ist ein ernster, strenger deutscher Gelehrter, im Umgang ein recht lieber Mann. Gestern waren wir bei der Feier des Heusonntags. Auch die Musikanten von Au waren da und ließen den deutschen Bruder hoch und dreimal hoch leben. Hildebrand war tief ergriffen und hielt eine Rede. Wir blieben bis ein Uhr sitzen und Hildebrand gab sich Mühe, mit allen zu reden, was ihm denn aber doch noch nicht recht gelingt. Jetzt ist er noch müde von der Reise, und es wäre mir nicht möglich, Dir den Tag unserer Ankunft in Bludenz zu bestimmen. Kommen werden wir jedenfalls, diese oder die nächste Woche. Gestern wurde in Au verlesen, es werde nun eine tägliche Fußpost bis Au errichtet und sollten sich Bewerber so schnell als möglich melden. Meine Eingabe wegen Schnepfau hat eine derbe Abfertigung erhalten, die mich wohl nun verblüfft machen soll. Ich werde das interessante Schriftstück mit­bringen. Sonst scheint in meiner Sache nichts mehr geschehen zu sein. Gegen hiesige Lügner schreitet jetzt der Vorsteher entschieden ein, und indem er mit Anklagen droht, werden Strafen diktiert. Näheres mündlich, denn Hildebrand kommt und es wird Zeit zum Schluß, damit der Brief heut noch nach Au komme. Also auf baldiges Wiedersehen mit Gruß und Handschlag

Dein Freund                                                         

F. M. Felder

Keine